Querdenker und Vollblutkünstler Ingolstadt (DK) „Ludwig Hauser ist ein bedeutender Bildhauer, der mit seinen Skulpturen wie kaum ein anderer Künstler in einer tiefen Verbundenheit mit der Stadt und der Region steht“, würdigte Oberbürgermeister Alfred Lehmann am Donnerstag den 54-Jährigen bei der Verleihung des Kunstpreises 2013 der Stadt Ingolstadt in der Galerie des Theaters. Die mit 6000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt Hauser für seine Kunstwerke im öffentlichen Raum, die zur aktiven Rezeption, zum Dialog, auffordern, die topografisch, landschafts- und stadthistorisch stets mit ihren Ausstellungsorten so verbunden sind, dass diese die Materialwahl und Formensprache der Werke bestimmen. Mit seinen Arbeiten – in Stein, Licht und anderen Medien – gebe er nachhaltige Denkanstöße zur Entwicklung der Stadtgesellschaft und der Stadtgestalt. Aus den zahlreichen Skulpturen und Projekten, mit denen der „Querdenker“ Hauser seit seinem Umzug von seiner Geburtsstadt Rosenheim nach Ingolstadt 1989 stets einen „sensiblen Umgang mit der Welt und den Menschen“ anmahne, stellte Kulturreferent Gabriel Engert einige heraus und lobte ausdrücklich die handwerkliche Perfektion Hausers. Zunächst die im vergangenen Jahr fertiggestellte Vitrine auf dem Viktualienmarkt, in der Hauser die vorher im Boden eingelassene Bronzeplatte zur Erinnerung an die Kirche des Augustinerklosters und an die Menschen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs unter den Trümmern der schwer beschädigten Kirche starben, aufrecht stehend zeigt. Das Vitrinenglas erinnert mit Inschriften an die frühe Geschichte des Ortes und der Menschen, die hier lebten. „Wurzelsuche, Offenlegen von Zusammenhängen und das daraus entstehende Verständnis, das im Betrachter entsteht, der sich mit der Kunst und ihren Anliegen auseinandersetzt“, benannte es Gabriel Engert in seiner in drei Teile – Biografie, Werke in Ingolstadt, Sepulkralkultur – gegliederten „Annäherung an Person und Werk“. Als weitere Beispiele für den Blick zurück, der dabei auf die Zukunft weist, mit unbequemen Fragen anregt, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, sah Engert auch den „Schuttersteg“ von 2008, der die Einleitung dieses Flusses in die Donau markiert. Jener, über Jahrhunderte hinweg bedeutsam für die Stadt, ist heute optisch verschwunden, meist vergessen. Gegen das Vergessen und für ein lebendiges Erinnern ist Hauser auch als Steinmetzmeister in der Sepulkralkultur, fordert die Abschaffung normierter Grabmale, dafür Grabsteine als Zeichen individuellen Lebens. Nicht vergessen ist Hausers Ausstellung „Alles ist erreicht“ zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 1991 in der damaligen Schubsa-Halle. Ebenfalls nicht vergessen seine Arbeit als Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Oberbayern Nord (1995–1998). Hausers Kunst greift ein, lässt Menschen miteinander kommunizieren wie mit „Kein Mikado“. Jener Lichtstele, eine der vielen Wettbewerbsrealisierungen, deren 321 Segmente – genau so viele Wohnungen gibt es rund um den Gemeinschaftsplatz im Nordwesten Ingolstadts – nach den Wünschen der Bewohner farbig und zeitlich versetzt aufleuchten. Typisch auch seine Werkschau zum Kunstpreis: Auf den Stühlen, Stellvertreter für sein vielfältiges Werk, fanden am Donnerstag die zahlreichen Gäste nicht alle Platz: Neben Vertretern aus dem Landtag, dem Stadtrat, waren bisherige Kunst- und Kulturpreisträger, Künstlerkollegen und seine Familie anwesend. Gefeiert wurde zur Musik der Jazz-Band jes! des Reuchlin-Gymnasiums, wo Ludwig Hauser mit den jungen Menschen Kunst erschafft. Wie stets mit seiner ganzen Person, ohne Rücksicht auf Normen, auf Tabus oder auf eigene ökonomische Interessen. Ein Vollblutkünstler. Barbara Fröhlich / Donaukurier
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