An der Peisserstraße haben Ludwig Hauser und Karin Derstroff viel Raum für Kreative geschaffen Ingolstadt (DK) In einen ehemaligen Elektro-Großhandel an der Peisserstraße sollen jetzt Kunst und Kultur einziehen. Auf Initiative des Ingolstädter Künstlers Ludwig Hauser sind hier auf 500 Quadratmetern Räume für Ausstellungen, Ateliers, Kunstaktionen, Lesungen, Tanz und Musik entstanden. Wer in Ingolstadt von "P3" spricht, meint entweder den Parkplatz Nummer 3 am Stadion des FC Ingolstadt 04 oder das Asylbewerber-Containerdorf, das ebenda aufgebaut worden ist. Es könnte allerdings sein, dass "P3" in einiger Zeit auch mit Kunst und Kultur in Verbindung gebracht wird, denn unter diesem Kürzel - angelehnt an die Adresse Peisserstraße 3 - haben der Ingolstädter Bildhauer Ludwig Hauser und die Journalistin Karin Derstroff einen neuen Kulturraum für Ingolstadt geöffnet. Hauser, dessen Atelier auf dem Nachbargrundstück liegt, hat die leerstehenden Räume angemietet. "Elektro Grotheer" steht noch immer an der Außenfassade. "Wir wollen hier einen Ort entstehen lassen, der der kreative Szene eine Möglichkeit gibt, Ideen und Phantasien umzusetzen", erklärt Hauser. Dabei richte sich das Angebot nicht nur an bildende Künstler. Denkbar seien auch Tanz, Musik, Lesungen oder soziokulturelle Projekte, Umweltbildung oder Integrationsinitiativen. Insgesamt stehen in dem Gebäude rund 500 Quadratmeter zur Verfügung: zwei große Hallen, die als Ausstellungsflächen oder für Veranstaltungen genutzt werden können und einige kleinere Räume. Seit Ende vergangenen Jahres haben Derstroff und Hauser mit hohem persönlichem - und auch finanziellem - Einsatz an und in der Halle gearbeitet, um sie von einem Industrie- zu einem Kulturort zu machen. Neue Wände wurden eingezogen, die Toilettenanlagen und Tore erneuert. Ein Blickfang sind drei Glasfenster, die Hauser mit einem Mechanismus zum Öffnen und Schließen versehen hat, der etwas an eine Guillotine erinnert. Sie können jetzt als Vitrinen genutzt werden. Die erste Mieterin ist schon da. Ariane Kipp hat an der Peisserstraße ihr Atelier bezogen. Die gebürtige Münchnerin ist begeistert von den Möglichkeiten, die sich hier bieten. "Ich dachte, das Ganze ist ein Scherz, bis mir Wik Hauser die Schlüssel gegeben hat", erzählt sie. Den Platz in ihrer neuen Werkstatt nutzt sie gerade für Kunstwerke, bei denen sie großflächig Lacke auf Glasscheiben ausbringt. Die entstehenden Farbflächen zieht sie anschließend ab und fügt sie zu Skulpturen zusammen. "Ich habe Jahre nach einem Raum wie diesem gesucht", berichtet die Künstlerin. Und genau darum geht es Derstroff und Hauser: Der ehemalige Industriebau soll einen Raum schaffen, in dem sich Kreative ausleben, präsentieren und arbeiten können. Dabei hegen die Initiatoren der P3 durchaus einen Qualitätsanspruch. "Es geht nicht darum, hier einfach die Wände vollzuhängen", erklärt Derstroff. Bewusst verfolgt das Paar deswegen auch keine Gewinnabsichten mit dem Projekt. Ein Teil des Gebäudes ist an die Stadt vermietet, die als Ankermieter eine gewisse wirtschaftliche Sicherheit bietet. Hauser hätte sich gewünscht, dass hier eventuell Stücke aus einem Museumsdepot untergebracht werden. "Das hätte gut gepasst", findet er. Dass nun ausgerechnet die städtische Veranstaltungs-GmbH hier ihre Märchenhütten - denen die Ingolstädter Kulturszene seit Langem mit einigem Unverständnis gegenübersteht - unterbringt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Vielleicht dokumentiert das aber auch jenen unterschiedlichen Zugang und das eigene Verständnis für kulturelle Themen, die so mancher Kreative in Teilen der Ingolstädter Stadtverwaltung zu spüren meint, überlegt man an der Peisserstraße. "Das bietet uns zumindest die Gelegenheit, zu zeigen, wie offen wir den Ingolstädter Realitäten gegenüberstehen", sagt Hauser. Viel Platz für Kreativität: In den Räumen des ehemaligen Elektro-Großhandels Grotheer an der Peisserstraße haben Ludwig Hauser und Karin Derstroff (unten rechts) das Projekt P3 gestartet. Die leerstehenden Industrieräume bieten auf 500 Quadratmetern Platz für Ausstellungen, Vorführungen, Konzerte, Lesungen und Ateliers. Die erste Mieterin ist die Künstlerin Ariane Kipp (links unten). Viel Platz für Kreativität: In den Räumen des ehemaligen Elektro-Großhandels Grotheer an der Peisserstraße haben Ludwig Hauser und Karin Derstroff (unten rechts) das Projekt P3 gestartet. Die leerstehenden Industrieräume bieten auf 500 Quadratmetern Platz für Ausstellungen, Vorführungen, Konzerte, Lesungen und Ateliers. Die erste Mieterin ist die Künstlerin Ariane Kipp (links unten). Die Gründer des neuen Kunstraums hoffen, dass er sich in Ingolstadt auch auf die Stadtentwicklung auswirkt. "Sehr viel kulturelles Angebot in Ingolstadt konzentriert sich in der Innenstadt", sagt Hauser. Das Angebot an der Peisserstraße könnte quasi ein kultureller Gegenentwurf zur allgemeinen Nachverdichtung sein. Die Besucher, die am Sonntagnachmittag durch die Räume schlenderten, waren offensichtlich begeistert und voller Vorfreude auf das, was hier entstehen kann. Am 22. November wird der neue Kulturraum an der Peisserstraße das nächste Mal geöffnet sein. Wer Ideen hat, ist eingeladen, sie an diesem Tag Hauser und Derstroff vorzustellen. Platz zur Realisierung gibt es jedenfalls genug. Johannes Hauser Quelle: Donaukurier / Fotos: Johannes Hauser
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